So, Maries Bewerbungen sind verschickt und jetzt wartet sie sehnsüchtig darauf, Einladungen zu Vorstellungsgesprächen zu bekommen. Sehnsüchtig? Ehrlich gesagt, hat sie auch etwas Bammel davor. Was wollen die eigentlich so wissen in einem Vorstellungsgespräch? „Ganz ruhig“, meint das Good-Karma-Lama, „bestimmte Fragen kommen immer wieder. Darauf kannst du dich ganz gut vorbereiten“ …
Die Einladung ist da
Endlich hast du eine Zusage bekommen. Ein Unternehmen hat dir geantwortet, dass es dich gerne kennenlernen möchte und du zu einem Vorstellungsgespräch vorbeikommen sollst. Sicherlich überlegst du nun, welche Fragen die wohl stellen werden. Hast du nicht alles schon in der Bewerbung geschrieben? Wer du bist und warum du diese Ausbildung machen willst? Warum du es ausgerechnet bei diesem Betrieb versuchst? Woher du kommst und was deine Hobbys sind … Und dann sitzst du da, so ganz alleine vor dem neuen Chef. Und wer weiß, wer da noch so alles sitzt. Und die schauen dich dann prüfend an und stellen bestimmt komische Fragen … Aber nein, so schlimm wird es nicht.
Wozu ein Vorstellungsgespräch?
Bei einem Vorstellungsgespräch möchte der Ausbildungsbetrieb die Bewerberin oder den Bewerber zunächst einmal kennenlernen und sich einen persönlichen Eindruck verschaffen. Es geht darum zu sehen, ob „die Chemie stimmt“ zwischen Bewerber und Firma. Vorstellungsgespräche sind für alle Stellenbesetzungen üblich. Die Grundstruktur bleibt auch gleich, egal ob es um eine Azubistelle oder den Posten eines Managers geht. Aber natürlich ändert sich die Dauer des Gesprächs und die Komplexität der Fragen oder Aufgaben. Ein Vorstellungsgespräch für eine Azubistelle dauert normalerweise ca. 30 bis 45 Minuten. Das hört sich jetzt lange an, aber wenn du erst einmal drin bist, vergeht die Zeit wie im Flug.
Ablauf des Vorstellungsgesprächs
Es gibt natürlich keine vorgeschriebene Reihenfolge oder Inhaltsangabe für Vorstellungsgespräche, aber zumeist laufen sie etwa so ab: Begonnen wird mit etwas Small Talk um das Eis zu brechen und dir die – vermutlich vorhandene – Aufregung zu nehmen. Wahrscheinlich wird dir etwas zu trinken angeboten und es wird über deine Anreise oder dein Wohlbefinden geplaudert.
Dann kann es sein, dass der Gesprächsleiter etwas über das Unternehmen erzählt, bevor er dir die ersten Fragen stellt. Es kann aber auch sein, dass er diesen Punkt überspringt und vielleicht eher einen kleinen Rundgang durch den Betrieb oder deine Ausbildungsabteilung an das Gespräch anschließt.
Nun gibt es verschiedene Blöcke, deren Reihenfolge variieren kann:
Fragen zur Schule und zu Hobbys
Diese Fragen sollen dazu dienen, dich besser kennenzulernen und deine Interessen besser einordnen zu können. Hier kann es zum Beispiel um deine Lieblingsfächer gehen, oder um bestimmte Fächer, die für den gewählten Ausbildungsberuf vielleicht besonders wichtig sind, wie etwa Mathematik für Informatiker und Buchhalter. Auch AGs oder ein Engagement in der SMV können hier zum Gesprächsgegenstand werden, da sie etwas darüber aussagen, dass du auch außerhalb des „Geforderten“ Engagement zeigst. Oft wird auch nach Hobbys gefragt, da natürlich die Freizeitaktivitäten auch etwas über dich aussagen können – falls du nicht gerade antwortest, dass du gerne Champions League anschaust und Aufkleber sammelst. Wenn du Abitur gemacht hast, wird sicherlich auch die Frage kommen, weshalb du dich für eine Ausbildung beworben hast und nicht studieren gehst.
Fragen zum Unternehmen und zur Ausbildung
Dieser Fragenblock kommt garantiert! Natürlich möchte das Unternehmen von dir wissen, weshalb du dich gerade für diesen Ausbildungsberuf und für dieses Unternehmen entschieden hast. Dazu solltest du also deine Antworten vorbereiten. Formuliere ein paar einfache, stichhaltige Sätze und bringe deine Argumente plausibel vor. Dazu solltest du dir im Vorfeld die Internetseite des Unternehmens ansehen und dort insbesondere die Selbstdarstellung in der Rubrik „Über uns“ durchlesen. Achte auch darauf, welche Informationen du dort bereits über die Ausbildung findest. Viele Unternehmen haben auch auf Facebook eine Seite, auf der sie über die Ausbildung oder über andere Dinge aus dem Arbeitsalltag berichten. Diese solltest du dir ebenso ansehen.
Handelt es sich um einen Betrieb, der keine aussagekräftige Homepage hat und auch in den sozialen Netzwerken nicht präsent ist, dann solltest du dich im Bekanntenkreis mal umhören, wer etwas über die Firma weiß.
Mögliche Fragen:
- Wie bist du auf diesen Ausbildungsberuf gekommen?
- Wie hast du dich über den Beruf informiert?
- Was erwartest du von der Ausbildung?
- Wie stellst du dir einen Tag in der Ausbildung vor?
- Haben dich deine Eltern in der Wahl des Ausbildungsplatzes unterstützt?
- Was weiß du bereits von unserem Unternehmen? Wo hast du dich informiert?
- Was willst du nach der Ausbildung machen?
Fragen zu deiner Persönlichkeit
Du kannst davon ausgehen, dass der Personaler deinen Lebenslauf gelesen und sich auch die eingereichten Zeugnisse angesehen hat. Das gibt ihm einen ersten Eindruck. Nun möchte er dich aber auch gerne als Mensch kennen und einschätzen lernen.
Eine klassische Frage ist dabei diejenige nach deinen Stärken und Schwächen. Daher solltest du dir vorher bereits die besten Antworten überlegen. Und zwar solltest du dir nach Möglichkeit drei Stärken und drei Schwächen überlegen und diese auch begründen.
Bei der Beantwortung gehst du dann strategisch vor und nennst zunächst einmal nur die Stärken. Du solltest jede Stärke auch kurz mit einem Argument oder Praxisbeispiel begründen.
Beispiel: Ich würde mich als sehr gründlichen Menschen bezeichnen, weil ich Aufgaben erst dann abschließe, wenn ich mit dem Ergebnis wirklich zufrieden bin. Dazu gehört auch, dass ich mich gut auf Prüfungen vorbereite und mich voll auf meine Aufgaben konzentriere.
So solltest du nacheinander drei individuelle Stärken aufzählen und begründen, die ein gutes Licht auf dich werfen. Dann machst du erst einmal eine strategische Pause. Vermutlich wird der Personaler dann nachhaken und nochmals nach deinen Schwächen fragen. Antworte jetzt bloß nicht, dass du keine Schwächen hast. Das würde dir sowieso niemand glauben und es würde dir eher so ausgelegt, dass es dir an Selbstkritik oder Reflexionsfähigkeit mangelt.
Also nennst du Schwächen, die aber eigentlich nicht gravierend sind (Beispiel 1) oder bei denen du gleich aufzeigen kannst, wie du bemüht bist, es besser zu machen (Beispiel 2).
Beispiel 1: Ich bin manchmal zu perfektionistisch. Zumindest haben das vereinzelt Klassenkameraden behauptet, wenn ich in einer Gruppenarbeit mit dem Ergebnis nicht gleich zufrieden war und dieses noch ein oder sogar zweimal nachgebessert haben wollte.
Beispiel 2: Das Reden vor großen Gruppen fällt mir etwas schwer. Um das zu verbessern, habe ich im letzten Schuljahr freiwillig ein Referat gehalten und mir auch schon entsprechende YouTube-Tutorials angesehen. Ich hoffe, hier noch mehr Sicherheit gewinnen zu können und frei vor größeren Gruppen sprechen zu lernen.
Dann kannst du gleich eine zweite Schwäche von dir in ähnlicher Weise hinterherschieben. Danach sollte es eigentlich gut sein. Zumindest kannst du dann wieder eine Pause einlegen und mal abwarten, ob dein Gesprächspartner noch nach einer dritten Schwäche fragt oder nicht.
Abschlussfragen
Jetzt hast du es schon fast geschafft. Zum Abschluss wirst du vielleicht noch gefragt, ob du dich auch bei anderen Unternehmen oder eventuell sogar noch für andere Ausbildungsberufe beworben hast. Wenn du dich für einen anderen Ausbildungsberuf beworben hast, dann solltest du dies aber nur angeben, wenn dieser nicht in krassem Gegensatz zu dem steht, für den du dich gerade vorstellst. Wenn du dich also für eine Ausbildung zum Elektriker beworben hast, dann kann eine Ausbildung zum Elektromechaniker eine sinnvolle Alternative darstellen. Eine Ausbildung zum Tierpfleger wäre in diesem Zusammenhang aber zumindest erklärungsbedürftig. Also lasse diese Information besser weg.
Zuletzt wirst du bestimmt auch noch die Möglichkeit bekommen, selbst Fragen zu stellen. Auch hier macht es einen guten Eindruck, wenn du dir die ein oder andere Frage überlegt hast, die du gut anbringen kannst. Bei einem Unternehmen, das international tätig ist, könntest du zum Beispiel nachfragen, ob du im Rahmen der Ausbildung oder einer späteren Beschäftigung die Möglichkeit hättest, deine Englischkenntnisse auszubauen. Oder du könntest nachfragen, wie der Kontakt zwischen den Auszubildenden unterschiedlicher Abteilungen, Standorte und Ausbildungsjahrgänge im Betrieb gepflegt wird – falls diese Frage nicht schon im Verlauf des Gesprächs geklärt wurde. Am besten schaust du dir auch dafür die Internetseite deines zukünftigen Ausbildungsbetriebes mal genau an, dann werden sich bestimmt ein paar sinnvolle Fragen ergeben.
Weitere Informationen zu möglichen Fragen findest du an verschiedenen Stellen im Internet, z.B. auch hier: https://www.ausbildung.de/ratgeber/bewerbung/vorstellungsgespraech/
Die Bundesagentur für Arbeit hat auf dem Portal „Planet Beruf“ ein Video mit einem möglichen Ablauf eines Vorstellungsgesprächs eingestellt. OK, die schauspielerische Leistung ist nicht gerade enorm und die Fragen wirken auswendig gelernt, aber es gibt doch einen ganz guten Eindruck davon, wie ein Vorstellungsgespräch strukturiert ist und ablaufen kann. Schau einfach mal rein: Video: Ablauf eines Vorstellungsgesprächs